Türen öffnen im Advent

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Predigt von Vikar Maximilian Kölsch am 2. Advent 2023, Matthäuskirche Landau
über Offenbarung 3,7f und 10f

Der Brief an die Gemeinde in Philadelphia
7 »Schreib an den Engel der Gemeinde in Philadelphia: ›So spricht der Heilige, der Wahrhaftige, der den Schlüssel Davids hat.– Was er öffnet, kann niemand wieder schließen. Und was er schließt, kann niemand wieder öffnen. –Er lässt euch sagen: 8 Ich kenne deine Taten. Sieh hin, ich habe vor dir eine Tür geöffnet, die niemand wieder schließen kann. Du hast zwar nur wenig Kraft. Aber dennoch hast du an meinem Wort festgehalten und hast meinen Namen nicht verleugnet. 10 Du hast dich an mein Wort gehalten,standhaft zu bleiben. Deshalb halte ich auch in der Stunde zu dir, wenn alles auf die Probe gestellt wird. Sie wird über die ganze Welt hereinbrechen, um die Bewohner der Erde zu prüfen. 11 Ich komme bald. Halte an dem fest, was du hast, damit dir niemand den Siegeskranz wegnimmt.

Liebe Kundin, Lieber Kunde,
heute habe ich etwas Besonderes im Angebot für Sie: Die Adventsstimmung der Reihe 20 23 der Firma „Adventissimo“. Das Produkt ist vor einer Woche frisch auf den Markt gekommen. Dabei haben wir uns an den Modellen der letzten Jahre orientiert und das Erfolgsmodell in die nächste Runde geschickt. Unsere besten Expertinnen und Experten haben unermüdlich an dem Produkt gearbeitet, um das Erlebnis für Sie noch gemütlicher und noch adventlicher zu gestalten. Wir wollen mal nicht zu viel verraten, aber es ist uns gelungen unsere ohnehin schon erfolgreiche Produktpalette um ein weiteres Produkt der Sonderklasse zu erweitern. Aber überzeugen Sie sich selbst. Hier ein kleiner Einblick in unser Erfolgsrezept:
In der Adventszeit darf auf keine Fall Gebäck fehlen. Auch wenn viele unserer Konkurrenzfirmen es für sinnvoll halten Lebkuchen, Spekulatius und Co. schon im September anzupreisen, empfehlen wir von „Adventissimo“ für das perfekte Adventsfeeling den Genuss von Plätzchen und Punsch erst in der Adventszeit. Denn unsere jahrelange Erfahrung zeigt uns, dass zu früh konsumiert, die Leckereien ihre Wirkung verlieren. Wie dem auch sei, egal ob sie ihre Naschereien kaufen oder selber machen, die exquisiten Geschmacksexplosionen von Zimt, Nelke, Anis und vielem mehr entfalten sich besonders in der kalten Jahreszeit kurz vor Weihnachten.
Jeden Sonntag im Advent zünden wir ein Licht an. Ohne Licht fehlt der Adventszeit etwas. Gehen wir durch die Straßen, entdecken wir an vielen Häusern und in den Fenstern bunte, warme Lichter. Vielleicht haben Sie auch zuhause einen Adventskranz und erfreuen sich am Lichtschein der Kerzen. Gerade in der dunklen Jahreszeit empfiehlt es sich für eine perfekte Adventsstimmung Licht ins Dunkel zu bringen. Unser ausgeklügeltes Sortiment bietet Ihnen einen optimal ausgeleuchteten Advent. Dieses Jahr neu reingekommen sind die Worte zum Licht von Jesus höchstpersönlich. Er sagt: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt wird nicht im Dunkeln wandeln, sondern das Licht des Lebens haben.“ Mit diesem Lichtblick von Jesus dürfen wir gespannt auf das Weihnachtsfest sein.
Ein wesentlicher Aspekt der Adventszeit ist die Besinnung, denn Adventszeit ist besinnliche Zeit. So zumindest unser Anspruch. Auch wenn im Alltag gerade vor Weihnachten selten etwas entspannt oder besinnlich ist, so wollen wir von „Adventissimo“ uns dennoch für die ruhigen Momente dieser Zeit stark machen. Ob in Stille, mit Musik, einem Gebet oder einem Impuls. Um die Adventsstimmung 20 23 zu ihrem vollen Potential zu bringen, bieten wir Ihnen viele Anreize dazu auch mal innezuhalten und sich bewusst zu werden, für was diese Zeit steht. Die Geburt von Jesus selbst.
Liebe Kundin, Lieber Kunde. Wir versprechen Ihnen, dass Sie sehr viel Freude mit Ihrem Produkt haben werden. Wir wünschen uns, dass es für Sie wie ein Türöffner sein kann, der Sie auf das einstimmen lässt, was in wenigen Wochen auf uns zukommt. Seien Sie gespannt und in freudiger Erwartung mit unserer Adventsstimmung 20 23!

Liebe Gemeinde,
hat Sie diese Werbung überzeugt? Vielleicht haben Sie sich ja schon für das Produkt entschieden. Oder überlegen Sie immer noch, ob es sich für Sie dieses Jahr lohnt? Ich muss für mich gestehen, dass in den letzten Jahren keine wirkliche Adventsstimmung bei mir aufkam. Erst gegen Ende der Adventszeit am 23. bzw. 24. Dezember, wenn daheim bei meinen Eltern der Weihnachtsbaum aufgestellt wurde und ich die Krippe aufstellen und bestücken durfte, fing bei mir die Stimmung an. Es gibt dann doch immer anderes noch zu tun, bevor man sich in Adventsstimmung begibt. Da ist aber jeder Mensch unterschiedlich. Was man jedenfalls nicht bestreiten kann, ist, dass es mittlerweile Unmengen an Vorzeichen gibt, dass die Adventszeit da ist. In dem kleinen Werbeblog habe ich vier Punkte rausgegriffen. Dabei hätte ich noch so viel mehr nennen können. Angefangen bei den Advents- und Weihnachtsmärkten mit ihren adventlichen Düften nach Glühwein, Punsch und Holzfeuer bis hin zu kleinen Festen und Ritualen in der Adventszeit wie das Öffnen der Türchen am Adventskalender, das Entzünden der Kerzen am Adventskranz oder das Rausstellen der Stiefel zu Nikolaus. All das sind mehr oder weniger kleine Anzeichen dafür, dass wir uns in der Zeit vor Weihnachten befinden. Sie verweisen auf etwas Großes, was auf uns zukommt. Im Lukasevangelium wird von den Anzeichen des kommenden Menschensohnes gesprochen. Diese Verweisen auch auf etwas Größeres nach ihnen. Lukas vergleicht das dann wie mit einem Baum. Auch Bäume verweisen, wenn sie Austreiben, auf eine Zeit, die kommen wird. Und zwar auf den Sommer, wenn sie dann in voller Blüte und Pracht dastehen. Ich finde der Vergleich passt zur Adventszeit sehr gut. Wohnungen und Kirchen werden adventlich geschmückt, Adventsmärkte locken mit ihren bunten Lichtern und ausgefallenen Ständen und erste Tannenbäume werden aufgestellt. Das große Finale des ganzen Schmückens und Vorbereitens ist dann, wenn man so will, der Heiligabend. Die Geburt Jesu. Alles soll festlich sein, es wird gekocht, verpackt, beschenkt und vieles mehr. Es steht bildlich gesprochen alles in voller Blüte und in voller Pracht.
Im Text der Offenbarung wird hier von einer Tür gesprochen, die für die Gemeinde in Philadelphia geöffnet wurde. Durch die Tür kann man einen Blick in den nächsten Raum werfen. Sie lädt ein hindurchzutreten. Für die Gemeinde in Philadelphia keine leichte Aufgabe. Sie ist eine der kleinsten Gemeinden der neuen Christenheit und das noch in einem Ort wie Philadelphia. Eine Stadt, in der nicht viel passiert und die sehr unbedeutend ist. Die junge christliche Gemeinschaft wird es dort schwer gehabt haben sich zu entwickeln und ihren Glauben zu leben. Und dennoch werden sie als Paradebeispiel einer christlichen Gemeinde angeführt. Sie haben zwar „wenig Kraft“ wie es heißt, aber sie halten sich trotzdem an die Worte Gottes. Dieser kleinen, aber sehr bemühten Gemeinde wird zugesagt, dass sie einen Eingang in das neue Reich Gottes haben werden. Die Tür steht ihnen offen.
Jetzt stellt sich natürlich die Frage, was hat das eine mit dem anderen zu tun? Gerade in den Dezemberwochen tun sich zwei Lager auf. Die einen feiern die Adventszeit ausgiebig, schmücken alles und jeden, nehmen jeden Adventsmarkt in der Umgebung mit und hören am liebsten das ganze Jahr über Weihnachtsmusik. Der Werbeblog am Anfang spricht wahrscheinlich diese Menschen an. Dann gibt es die Menschen, die wie ich, eher kurz vor knapp in Weihnachtsstimmung kommen. Die vielleicht mal den ein oder anderen Markt besuchen, wenig bis gar nicht schmücken, aber trotzdem sich auf die Weihnachtszeit freuen. Beide Seiten sehe ich an dem heutigen Sonntag vertreten. Für beide Seiten und für alle die, die sich dazwischen und außerhalb bewegen steht die Tür zum Weihnachtswunder offen. Und vielleicht ist es auch kein Zufall, dass heute vor 400 Jahren, am zweiten Adventssonntag des Jahres 1623 das Lied: „Macht hoch die Tür“ geschrieben wurde. Die Tür steht offen, dass der Herr der Herrlichkeit bei uns einziehen kann. Darauf können wir hoffen.
Und auch wenn man nicht jeder Werbung in der Adventszeit, wie der am Anfang, direkt glauben und nachlaufen sollte, so sind sie doch auch Anzeichen für die Adventszeit und Weihnachten und somit für das Nahen unseres Gottes, der uns zugesagt hat, dass er uns beisteht. Und mit der Geburt von Jesus hat er sich an dieses Versprechen gehalten. Ein Lichtblick durch die Tür, die Gott für uns geöffnet hat.
Amen.