Geschichte

Vom Rundum-Versorger zum offenen Stadtteil-Netzwerk

Als der Stadtteil in den Nachkriegsjahren wuchs, begann die kirchliche Arbeit auf der Wollmesheimer Höhe in einer Baracke. Pfarrer Karl Hust und Vikar Heinrich Kron von der Stiftskirche hielten hier abwechselnd Gottesdienste. Für Ordnung und Sauberkeit sorgte der alte Kirchendiener Bibiko, der oft Mühe hatte, die wilde Siedlerjugend im Zaum zu halten.

Die neu gegründete Gesamtkirchengemeinde sollte in den wachsenden Stadtteilen am Rand Landaus kirchliche Strukturen aufbauen. Im Januar 1954 erschien ein von Dekan Otto Mehringer, Pfarrer Karl Hust und Vikar Heinrich Kron unterzeichneter Aufruf zum Bau eines Kindergartens, in dem auch Gottesdienste stattfinden sollten. Im Oktober 1954 begannen die Arbeiten, am 5. November war Richtfest und im Mai 1955 war das Gemeindezentrum beziehbar.

Zwischenzeitlich hatte sich die Zahl der Protestanten im Stadtteil von etwa 800 vor dem Krieg auf fast 1500 vergrößert. 1954/55 wurde die Siedlung durch die Herren Becker, Links und Puster im Stiftskirchenpresbyterium vertreten. Der am Predigerseminar wirkende Vikar Dr. Robert Hensel feierte 1957 die erste Konfirmation auf der Siedlung. Bereits im Januar wurde ein Dachreiter mit Glocke auf dem Gemeindezentrum errichtet. Ab Mai 1958 wurde Vikarin Irmgard Franck als eine der ersten ordinierten Theologinnen der Pfalz zur dienstlichen Aushilfe mit der Arbeit auf der Wollmesheimer Höhe betraut. Ab 1960 wurde sie Vikarin der Stiftskirche und mit der Versorgung des Stadtteils beauftragt. Am 1. November 1962 wurde die Gemeinde selbstständig, die zugehörige Pfarrstelle mit Geschäftsführung wurde Irmgard Franck am 1. Juni 1963 verliehen. Von 1965 bis 1967 wurde die Matthäuskirche nach Plänen des Ludwigshafener Architekten Erwin Morlock erbaut. Das Glöcklein vom Dachreiter des Gemeindehauses hängt seitdem im Campanile der Matthäuskirche.

Nach mehr als 13-jährigem Dienst auf der Wollmesheimer Höhe übernahm Pfarrerin Franck im Februar 1971 eine Krankenhauspfarrstelle an der Universitätsklinik in Homburg. Das Presbyterium wählte Pfarrer Ade zum Nachfolger, der im Februar 1971 seinen Dienst in der Matthäuskirchen­gemeinde antrat. Ins neue Pfarrhaus konnte Familie Ade im Herbst einziehen. Die Gebäude der Matthäuskirchengemeinde waren nun vollendet (Kirche, Gemeindezentrum mit Kindergarten und Pfarrhaus). Das Dreieck zwischen katholischer und evangelischer Kirche und Grundschule bildet das bescheidene Zentrum des Wohnquartiers.

In den Gebäuden konnte sich jetzt das Gemeindeleben entfalten, wie in jener Zeit üblich mit Gruppen und Angeboten für Kinder und Jugend, für Frauen und Männer. Es wurden Gemeindefreizeiten unternommen und die Öffentlichkeitsarbeit auf- und ausgebaut. Nach der Wahl Pfarrer Ades zum Dekan von Germersheim, ernannte die Kirchenregierung Pfarrer Gerhard Kron zum Nachfolger, der seinen Dienst im August 1988 antrat.

Neben einigen Renovierungsarbeiten im Gemeindezentrum, der Dachsanierung der Kirche und dem Anbau eines „Spiel- und Schlafsaals“ für die Ganztagskinder des Kindergartens im Jahr 2006 fand in den Jahren 2009/2010 nochmals eine Veränderung im Gemeindezentrum statt. Als die Kirchendienerwohnung zum Jahreswechsel 2009/10 frei wurde konnten die Räume für die Betreuung von Kindern unter 2 Jahren umgestaltet werden.

2019 ging Pfarrer Gerhard Kron in den Ruhestand und Pfarrer Dr. Stefan Bauer wurde vom Presbyterium gewählt. Das Pfarrhaus wurde mit Unterstützung des Bauvereins energetisch saniert und im September 2020 zog die neue Pfarrerfamilie ein. Pfarrer Bauer war zuvor 25 Jahre in Ludwigshafen tätig, ist aber gebürtiger Landauer. 2020 verjüngte sich der Kreis der gewählten Presbyter:innen. Durch die hohen Pensionierungsjahrgänge und den Fachkräftemangel steht die Landeskirche vor der Aufgabe, den Pfarrdienst so zu gestalten, dass die Arbeit in größeren Zuständigkeitsbereichen möglich wird. Es wird immer wichtiger, dass die Christ:innen vor Ort selbst stärker sichtbar werden und sich einüben in Kommunikation, Gastgeberschaft und letztlich in die Weitergabe der christlichen Gemeinschaftsidee.