„Ich komme wieder gerne hierher“, sagt mir eine Besucherin des Stärkungsgottesdienstes, „und ich kann mit einem guten Gefühl jemanden einladen, mitzukommen. Hier ist es nicht so churchy.“
Was auch immer das heißen mag. Jedenfalls – weltlicher wird hier der Gottesdienst gefeiert. Etwas ungewohnt und ein bisschen entspannender ist es, Sonntagnachmittag um 17:00 Uhr in der Kirche zusammenzukommen.
„Wir sind einfach froh, dass wir nun am Sonntagmorgen mal in Ruhe ausschlafen und trotzdem den Gottesdienst besuchen können“. Diesen Satz höre ich öfter. Natürlich kommen nicht alle. Aber etwa 50-70 Menschen finden sich schon zusammen bei einem solchen Gottesdienst.
Was ist denn eigentlich ein Stärkungsgottesdienst?
An fast jedem letzten Sonntag im Monat finden sich Menschen zusammen, die ihren Glauben feiern wollen und Kraft daraus schöpfen. Manchmal nachdenklich und meditativ, manchmal ausgelassen und fröhlich. Aber immer mit einer besonderen Musikauswahl. Handgemacht und unverstellt ist diese Musik: Ob Jazz, Folk, Klezmer oder meditativ-heilsam, ob im Chor oder mit Solostimme.
Einfallsreiche Menschen bereiten sich zusammen mit Pfarrer Stefan Bauer und Pfarrerin Heike Messerschmitt auf intensive Weise auf diesen Nachmittag vor, bringen sich ein und erzählen von sich, von ihrer Glaubensgeschichte, von Lebenserfahrungen. Ab und zu kommt eine Bibelerzählerin und lässt die Geschichten der Bibel lebendig werden.
Kreativität und Offenheit darf wachsen und nichts muss perfekt sein. Aber ansteckend ist die Freude schon, die es macht, mitzugestalten und dabei zu sein.
Denn manchmal machen die Besucher einfach mit, hämmern einen Nagel in ein Holzstück, spinnen an sichtbaren Netzwerken oder verlassen ihre Plätze, um besser lauschen zu können. Immer behutsam, immer ein Kann, nie ein Muss.
„Es macht einfach Spaß, hierher zu kommen und gleichzeitig spüre ich einen besonderen Geist“, sagt ein anderer Stärkungsgottesdienstbesucher.
Für manche ist wichtig, dass man nach dem Gottesdienst noch zusammenbleibt. Eine kleine Stärkung zu sich nimmt, ein Käsestängchen knabbert, ein Gläschen Schorle trinkt und mit dem Nachbarn Neuigkeiten austauscht. Oder jemanden kennenlernt. Und beim nächsten Mal freut man sich schon, manche Gesichter wiederzuerkennen.
„Das Wunder der Wohö“, sagt meine Freundin und lacht. Tatsächlich ist es überraschend, dass inzwischen so viele Menschen in die Kirche zum Stärkungsgottesdienst kommen. Und sie bringen noch immer weitere Menschen mit. Es spricht sich herum und der Funke kann zum Lauffeuer werden, weil hier etwas Besonderes geschieht.
Text: Katrin Sommer