Ich halte zu dir!

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Predigt über 4. Mose 21, 4-9 von Vikar Maximilian Kölsch, 25.02.2024, Matthäuskirche Landau

Liebe Gemeinde,
heute habe ich Ihnen etwas mitgebracht. Und zwar Bewertungen, wie man sie im Internet oder in Zeitschriften finden kann. Vielleicht erraten sie ja, um was es dabei geht:

„Wegen der Vorkommnisse der letzten Tage sehe ich mich genötigt folgende Bewertung zu schreiben: Jeden Tag sind wir unterwegs, ohne Pause. Meine kleine Schwester wird dabei oft getragen und ich nicht. Das Essen, was meine Mutter zubereitet, schmeckt nicht. Sie gibt sich keine Mühe. Es schmeckt oft viel zu gesund. Mehr Pudding wäre angebracht. Niemand hier gibt sich Mühe oder achtet auf mich. Niemand nimmt sich Zeit für mich und spielt mit mir. Und wenn, dann nur kurz. In der Familie meines Freundes Ischmael ist das alles besser. 1,5 von 5 Sternen.“ Unterschrieben ist die Bewertung mit Joschua, 9 Jahre alt.
Es gibt auch noch eine Zweite die die Überschrift „Schlecht geplante Reise“ trägt:

„Reise durch die Wüste lief nicht wie geplant. Kein Wasser und Essen zu Beginn, erst nach Aufforderung wurde sich darum gekümmert. Unsere Reise führte durch ein Schilfmeer, hatte danach nasse Füße, keine Warnung vorweg. Das Essen ist seit langer Zeit sehr eintönig, wir vermissen Abwechslung. Und Essen kann man es auch nicht, es schmeckt einfach schlecht. Unserer Reiseführer scheint auch nicht immer anwesend zu sein und verschwindet ab und an für mehrere Tage, um angeblich mit seinem Chef zu sprechen. Insgesamt ist die Reise eine Enttäuschung. Kann sie nicht weiterempfehlen. 1 von 5 Sternen.“

Die Bewertungen sind ziemlich hart. An allem wird rumgemeckert und nichts positives wird benannt. Wir haben oft einen zu negativen Blick auf die Welt: Ständig finden wir was zum Meckern, zum Rumnörgeln, etwas, was wir auf jeden Fall besser gemacht hätten oder am besten gar nicht erst angefangen hätten. Manche Menschen sind wahre Meisterinnen und Meister darin das Negative hervorzuholen. Das kenne ich auch von mir: Man bekommt Besuch und anstatt mich drüber zu freuen, dass sich ein Mensch Zeit für mich nimmt, beschwere ich mich, dass er wieder zu spät kam. An dem Essen, das extra für mich gekocht wird, finde ich natürlich auch etwas, was mir nicht schmeckt. Es geht dabei oft unter, wie viel Mühe hinter einem Sache steckt, die jemand für einen macht.

Genau so verhält es sich auch mit den Rezensionen zu Beginn. Vielleicht haben sie es bemerkt: Es könnten Bewertungen aus dem Lager der Israeliten sein, die mit Mose aus Ägypten geflohen sind und jetzt mit ihm durch die Wüste wandern. Eigentlich könnten die Israelitinnen und Israeliten froh sein, dass Gott sie aus der Sklaverei in Ägypten befreit hat. Doch dankbar sind sie eher selten. Sie beschweren sich in einer Tour. Wie das Kind in der ersten Rezension. Der kleine Joschua beschwert sich über alles, was ihm nicht passt: Es gibt zu wenig Süßigkeiten, seine Schwester bekommt viel mehr Aufmerksamkeit und bei seinem Freund Ischmael ist eh alles besser. Vielleicht haben sie selbst Kinder oder Enkelkinder und kennen das von Ihren Kleinen. Da versucht man schon das Beste für die Kleinen zu machen und es wird nur gemotzt, sich auf den Boden geschmissen und laut geheult. Da geduldig zu bleiben ist schwer. Kinder haben ihren eigenen Kopf und der ist meist sturer als der eines Erwachsenen.
Aber auch die zweite Rezension lässt kein gutes Haar an der Rettung Israels. Die Wanderung ist beschwerlich und die Sache mit dem Essen selbst höchst kompliziert. Und der Reiseführer Mose steht in ständigen Kontakt zu Gott, um sich um die Belange seines Volkes zu kümmern. Dementsprechend ist er oft nicht da. Die Geschehnisse am Berg Sinai mit dem Goldenen Kalb sind das beste Beispiel dafür. Das Volk beschwert sich, wie in unserem Text, den wir vorhin gehört haben. Und da reicht es Gott. Er schickt giftige Schlangen, die die Israelitinnen und Israeliten angreifen. Und Israel leidet noch mehr. Es scheint, als würde Gott die Geduld ausgehen und bildlich gesprochen kurz laut werden. Das Volk Israel nörgelt und Gott reagiert genervt. Was hat er nicht alles schon für sein Volk getan. Er rettete es aus Ägypten, versorgte sie in der Wüste und beschützte sie, als das Heer der Ägypter das Leben seines Volkes bedrohte. Dankbar waren die Israelitinnen und Israeliten immer nur kurz. Jetzt reichts ihm. Ein ziemlich hartes Gottesbild.

Die Menschen Israels sehen schnell ein, wie undankbar und kindisch sie waren. Klar, ihr Leben wird durch die Giftschlangen bedroht, einige sterben sogar daran. Eine ziemlich harte Strafe. Als Mose aber dann zu Gott betet, bekommt er den Auftrag eine Schlange aus Bronze zu fertigen, sie auf einen Stock zu befestigen und als Standarte aufzustellen. Jeder, der die Schlange anschaute wurde geheilt und somit vor den giftigen Schlangen gerettet. Gott hatte also doch noch Einsehen mit seinen Kindern. Gott zeigt uns in der Bibel immer wieder, wie viel wir ihm Wert sind. Auch wenn wir manchmal wie die Israelitinnen und Israeliten über das Ziel hinausschießen und wie kleine Kinder sich beschweren, beweist Gott, dass es ihm nicht egal ist, wie es uns geht und dass wir ihm am Herzen liegen. Als unübersehbares Zeichen dafür schickte er Jesus Christus zu uns. Jesus lebte unter Menschen und war selbst einer. Er war zornig, er war wütend, auch mal beleidigt. Er weiß, wie es ist Mensch zu sein. Und letztlich leidet Jesus für uns am Kreuz, um uns zu retten.

Im Johannesevangelium steht eine Begegnung zwischen einem Pharisäer mit Namen Nikodemus und Jesus. Nikodemus befragt Jesus über seine Botschaft und seine Handlungen, und stellt ihm die Frage, wie das alles denn überhaupt sein könne. Selbst für einen gelehrten Juden scheint das alles unglaublich zu sein. „Was will Gott mit Jesus? Was hat das mit uns zu tun? Und wie soll das alles gehen?“ Das fragt Nikodemus Jesus. Und Jesus antwortet ihm, mit Verweis auf die Geschichte über das Volk Israel in der Wüste. Mose steckte eine bronzene Schlange auf einen Stab und stellte ihn so auf, dass jeder und jede ihn sehen konnte. Und alle die den Stab mit der Schlange in der Hand sahen, wurden geheilt. Das Gleiche gilt auch für Jesus. Jesus von dem gesagt wird, dass er gekommen ist, die Menschen zu retten. Gott hat sich barmherzig gezeigt und ihn geschickt. Und gleich der Schlange auf dem Stab bei Mose, wird auch Jesus am Ende am Kreuz hoch aufgerichtet, sodass jeder und jede ihn sehen kann. Somit wird Jesus am Kreuz, wie auch die Schlange auf dem Stab für die Israeliten, ein Symbol des Lebens für die ganze Welt. Durch Jesus Christus steht Gott uns bei und verhilft uns zum Leben. Es ist wie bei Mose, der die Schlange an einem Pfahl aufrichtet, so muss auch der Menschensohn erhöht werden, damit jeder, der an ihn glaubt, dass ewige Leben hat. So erklärt es Jesus Nikodemus. Wir brauchen Jesus, damit wir zum Leben und zu Gott finden. Und diese Zusage ist unverbrüchlich.

Daran müssen wir aber immer wieder erinnert werden. Denn zu schnell verfällt man in alte Muster und fängt an wieder alles negativ zu sehen. Aber Gott lässt nicht locker. Selbst wenn wir mal undankbar, einfach nur am Nörgeln sind und alles schlecht reden, kommt Gott immer wieder bei uns vorbei und sagt: „Hey, schau zum Kreuz, ich bin für dich da. Ich halte zu dir! Ich hab dich lieb!“

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen