Kurzmeditation über Lukas 13,1-9
von Pfr. Dr. Stefan Bauer am Buß- und Bettag, 20.11.2024, Matthäuskirche Landau
Lukas 13,1-9
1 Es waren aber zu der Zeit einige da, die berichteten Jesus von den Galiläern, deren Blut Pilatus mit ihren Opfern vermischt hatte. 2 Und er antwortete und sprach zu ihnen: Meint ihr, dass diese Galiläer mehr gesündigt haben als alle andern Galiläer, weil sie das erlitten haben? 3 Ich sage euch: Nein; sondern wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle ebenso umkommen. 4 Oder meint ihr, dass die achtzehn, auf die der Turm von Siloah fiel und erschlug sie, schuldiger gewesen seien als alle andern Menschen, die in Jerusalem wohnen? 5 Ich sage euch: Nein; sondern wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle ebenso umkommen.
6 Er sagte ihnen aber dies Gleichnis: Es hatte einer einen Feigenbaum, der war gepflanzt in seinem Weinberg, und er kam und suchte Frucht darauf und fand keine. 7 Da sprach er zu dem Weingärtner: Siehe, drei Jahre komme ich und suche Frucht an diesem Feigenbaum und finde keine. So hau ihn ab! Was nimmt er dem Boden die Kraft? 8 Er aber antwortete und sprach zu ihm: Herr, lass ihn noch dies Jahr, bis ich um ihn herum grabe und ihn dünge; 9 vielleicht bringt er doch noch Frucht; wenn aber nicht, so hau ihn ab.
Alle hätten den Tod verdient,
wenn es beim Sterben um Verdienst ginge.
Aber weder Ermordete noch Verunfallte haben ihr Ende verdient.
Weder die von Pilatus, noch die von der Hamas am 7.10. Ermordeten
hatten ihr Ende verdient.
Die Kämpfenden auf keiner Seite irgendeiner Front in irgendeinem Krieg
hatten den Tod verdient.
Keines ihrer zivilen Opfer hatte jemals verdient, das Leben zu verlieren.
Weder die 18 in Jerusalem unter dem eingestürzten Turm von Siloah,
noch die Opfer der Fluten und Dürren und Pandemien hatten ihr Ende verdient.
Unfall, Anschlag, tödlche Krankheit –
Ihr denkt doch nicht, ihr wäret Gott näher,
euch könnte so etwas nicht passieren?
Ihr müsst aufhören so zu denken.
Ihr müsst das anders sehen lernen mit dem Tod,
sonst werdet ihr auch denken,
ihr wärt schuld an eurem Tod.
Ich sage euch, sagt Jesus:
Es kann immer passieren, dass ihr sterbt.
Egal, wie ihr euer Leben gelebt habt.
Für euren Tod ist es egal, wie ihr gelebt habt.
Aber für euer Leben ist es nicht egal, wie ihr lebt.
Denn das Leben braucht einen Sinn.
Es soll Früchte bringen.
Es soll dem Leben dienen, nicht dem Tod.
Es ist nie zu spät, das zu verstehen
und anzufangen seinem Leben Sinn zu geben.
Der Feigenbaum stand schon drei Jahre ohne Früchte. –
Wann habe ICH das letzte Mal meinem Leben neuen Sinn gegeben?
Oder wie viele Jahre hab ich schon außer den üblichen Blättern
keine Frucht gebracht?
Niemand hat es verdient, zu sterben.
Aber das Leben ist auch unverdient.
Wir sind es gewohnt, dass unser Leben in die Verlängerung geht.
Aber irgendwann ist auch die Nachspielzeit vorbei.
Solange es uns also geschenkt ist,
können wir dem Leben einen Sinn geben
und aufhören, zu meinen,
der Tod der Anderen hätte einen tieferen Sinn,
irgendein Versagen oder Schuld,
und bei uns würde das ja anders laufen.
Wenn der Tod kommt, ist er da.
Aber das Leben ist jetzt.
Man kann auch das Leben verpassen
bei dem Versuch, es zu verlängern.
Das alles lenkt nur ab, von der Notwendigkeit,
unserem Leben Sinn zu geben.
Jesus will uns bei dieser Aufgabe unterstützen,
wie ein guter Gärtner seine Pflanzen pflegt.
Er weiß, solange der Feigenbaum ausschlägt,
kann er auch wieder Feigen tragen.
Jesus weiß mehr als wir,
wenn wir meinen,
es ginge immer nur dasselbe wie immer,
nur länger.
Es geht immer auch anders.
Anders denken, Umdenken, Umkehren.
Jeder Tag kann mein oder dein Buß- und Bettag,
mein oder dein Umdenktag, sein.